Imker schreiben…

In dieser Rubrik melden sich Imkerkollegen mit eigenen Themen zu Wort. Dieser Bereich ist gedacht als „Blick über denn Tellerrand“ bzw. als Plattform für weiterführende Informationen, aber auch für ganz persönliche Erfahrungsberichte aus der Imkerei. Wer hier Texte bzw. Beiträge veröffentlichen möchte, reicht diese beim Webmaster ein.

Unser Mitglied Pascal Biebel ist neben seiner Hobbyimkerei auch noch als Wespen- und Hornissen-Beauftragter aktiv. Herzlichen Dank für seinen Artikel. Vielleicht kann jemand auch ein paar Zeilen mit Fotos dazu beitragen wie geschickt Hornissen Bienen kurz vorm Flugloch abfangen und wie sich die Bienen bei solchen Attacken verhalten….

Keine Angst vor dicken Brummern!

Das kennen wir alle: So bald Anfang Mai die ersten warme Tage kommen, wird draußen gegrillt. Nicht selten wird dabei die Freude beim ersten Grillen durch schwarz-gelbe Plagegeister getrübt. Wer bedient sich da nicht gerne einer Fliegenklatsche, um dem munteren (lästigen) Summen ein jähes Ende zu bereiten?

Aber Vorsicht! Nicht nur, dass das unbegründete Töten von Wespen gesetzlich verboten ist und hierbei sogar empfindliche Strafen verhängt werden können. (Wespen sind in Deutschland allgemein, Hornissen sogar besonders geschützt.) So gibt es noch andere gute Gründe, die für ein friedvolles Miteinander mit Wespen sprechen.

Mit diesem Text möchte unser Mitglied Pascal Biebel, der neben seinem Imkerhobby auch noch Wespen- und Hornissenberater ist, uns für mehr Verständnis gegenüber Wespen und Hornissen gewinnen und uns einen kleinen Einblick in die spannende Welt der Wespen ermöglichen.

„Aber zurück zum Anfang: Warum werden wir beim Grillen oder beim gemütlichen Kaffee und Kuchen so oft von Wespen und Hornissen gestört?

Hierzu muss man wissen, dass Wespen zur Aufzucht ihrer Brut Eiweiß brauchen. Dies holen sich Wespen tatsächlich von Fleisch. Normalerweise erbeuten sie hierzu Insekten. Sie agieren quasi als „Gesundheitspolizei“ und schnappen sich vorzugsweise die ältesten oder bereits kranke Insekten. Wespen sind auch Jäger, die Insektenbestände regulieren.

Darüber hinaus helfen Wespen bei der Verwertung von Aas, eine weitere wichtige Aufgabe. Leider unterscheidet die Wespe das Stück Aas im Wald nicht von unserem leckeren Steak auf dem Gartentisch, sie wird angelockt von diesem „Futterangebot“.

Als Nahrung für sich selbst, quasi als Flugbenzin, benötigt die Wespe Zucker. Doch anders als die Bienen holt sich die Wespe nicht den zuckerhaltigen Nektar von Blüten: Die Wespe hat sich auf Fallobst spezialisiert! Sie liebt vom Baum gefallenes, süßes Obst! Und auch hier fällt es der Wespe schwer zu unterscheiden – zwischen der angeschlagenen Birne auf der Wiese und unserem Pflaumenkuchen. Wie Sie also festgestellt haben, ähnelt sich die Speisepläne von Menschen und Wespe.

Doch was kann man tun, um unangenehme Begegnungen zu vermeiden?
Wespen haben einen sehr empfindlichen Geruchssinn: eine aufgeschnittene Zitrone mit Nelken auf dem Tisch vertreibt sie, ebenso Räucherstäbchen oder verbranntes Kaffeepulver. Gut hilft auch das konsequente Abdecken der leckeren Köstlichkeiten, besonders Flaschen und Trinkgefäße.

Was kann man tun, wenn man doch mal einen Stich abbekommen hat?
Am besten kühlt man die Einstichstelle mit einem Eiswürfel oder mit einem Kühlpad. Gegen das Jucken hilft eine halbe Zwiebel oder ein Umschlag mit Essig. Es gibt auch elektrische Wärmestifte, die sehr gut helfen können. Bei intensiven allergischen Reaktionen sollte man unbedingt den Notdienst kontaktieren.

„Ich habe ein Wespen- oder Hornissennest direkt am Haus. Was kann ich tun?“
Sehr lästig können Nester sein, deren Einflugschneise sich direkt mit unseren Laufwegen kreuzt. Aber meistens stört ein Nest nicht wirklich und spätestens im Oktober ist meistens Schluss mit dem Flugverkehr. Denn alle Wespennester sind einjährig. Das heißt es überwintern nur die Jungköniginnen, die nicht am gleichen Ort bleiben, sondern im nächsten Frühjahr ausziehen und sich ein neues Zuhause suchen.
Falls ein Zusammenleben mit den Wespen doch nicht gelingen sollte, kann das Nest samt seinen Bewohnern von einem Wespen- und Hornissenberater umgesiedelt werden. Hierzu werden die Fluginsekten abgesaugt und das Nest entweder im Ganzen oder in Scheiben entfernt und mitgenommen. Je nach Unterart kommt dann das Nest samt Volk in einen speziellen Wespen- und Hornissenkasten.
Für das Umsiedeln von Hornissen muss zusätzlich die untere Naturschutzbehörde ihr Einverständnis geben.
Die Völker werden dann auf spezielle, vom Forstamt ausgewiesene Umsiedlungsflächen, zum Beispiel in Hinterweidenthal oder Oberschlettenbach gebracht.

Ich hoffe, dass ich Ihnen etwas die Angst vor den „dicken Brummern“ nehmen konnte und Sie mit meiner Begeisterung für diese spannenden Tiere etwas anstecken konnte. Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Ihr Wespen- und Hornissenexperte Pascal Biebel.

Kontakt: Pascal Biebel, Hauptstraße 100. 66999 Hinterweidenthal. 0174/9243973 biebel.pascal@googlemail.com“